Frauen in der Informatik

Girls Code @ CAU Kiel – Wer sagt, Mädchen können nicht programmieren?

Am 25. Januar 2025 fand das erste Girls Code @ CAU Kiel-Event, initiiert durch Pamela Fleischmann und Annika Huch, am Institut für Informatik statt: Junge Mädchen aus verschiedenen Schulen und Altersgruppen haben sich einen Tag lang mit der Programmiersoftware Scratch auseinandergesetzt und kreative Animationen selbst entwickelt. In diesem Artikel teilen wir einige Eindrücke und Ergebnisse des Tages.

Nach dem heutigen Tag kann wohl niemand mehr behaupten, dass Mädchen nicht programmieren können!

– Sandro Esquivel (Organisator)

Ein Vortrag zu den Frauen in der Informatik

Der Tag begann für die Mädchen mit einer inspirierenden Präsentation von Andreea-Teodora Nasz- eine ehemals theoretische Informatikerin und heutige Softwareentwicklerin -, die bedeutende Frauen in der Geschichte der Informatik vorstellte. Eine dieser Frauen ist Ada Lovelace, die als erste Person überhaupt ein „Programm“ per Hand schrieb und damit die Grundlage für die moderne Programmierung legte. Ebenso beeindruckend ist Margaret Hamilton, die mit ihrem Code die Apollo 11-Mission zum Mond brachte. Ihre Arbeit war von größter Präzision geprägt – kleinste Fehler hätten die Mission und das Leben der Astronauten gefährden können. Die Verifikation von Code gehören bis heute zu den anspruchsvollsten Aufgaben in der Informatik. Doch diese beiden Frauen waren nicht allein.

Andreea Nasz spricht über Margaret Hamilton
Die Teilnehmerinnen Carlotta und Amelia mit ihren Mottensteckern

Auch Grace Hopper, eine visionäre Informatikerin, revolutionierte die Programmierung, indem sie die erste Programmiersprache mit englischsprachigen Befehlen entwickelte – ein Vorläufer moderner Hochsprachen. Eine berühmte Anekdote erzählt, wie sie den Begriff „Bug“ prägte: Sie entdeckte eine Motte, die einen Computerfehler verursachte, und notierte dies augenzwinkernd als ersten „Software-Bug“. Alle Teilnehmerinnen erhielten daher zu Beginn einen Mottenstecker. Auf geht’s auf die Suche nach den Bugs! Nasz erzählte den Mädchen, dass der Beruf der Programmierer-in in seinen Anfängen sogar ein typischer Frauenberuf war. Was hat sich also geändert?

Laut Nasz fühlen sich Frauen in der Informatik wie das lila Gummientchen. Es muss sich immer wieder die Frage stellen: „Bin ich hier wirklich richtig?“ Und so geht es den wenigen Frauen in der Informatik auch!

Nach den Eindrücken dieses Tags mit der großartigen Motivation und dem Enthusiasmus der Mädchen, glaube ich fest daran, dass wir irgendwann ein Meer an bunten Gummientchen haben werden.

– Pamela Fleischmann (Organisatorin)

Freude am Programmieren

Amelia und Carlotta bei der Bearbeitung ihres Scratch Projekts

Den gesamten Vormittag über arbeiteten die Teilnehmerinnen an eigenen Projekten mit Scratch, einer visuell orientierten Programmiersprache, die speziell für den Einstieg in die Programmierung entwickelt wurde. Durch das intuitive Baukastensystem konnten sie grundlegende Konzepte der Informatik erlernen, ohne sich mit komplexer Syntax auseinanderzusetzen. Mit großem Engagement erkundeten die Mädchen die Funktionen der Software, entwickelten eigene Programme und setzten erste algorithmische Konzepte um. Dabei entstanden vielfältige Animationen, interaktive Geschichten und kreative Anwendungen. Die Teilnehmerinnen arbeiteten konzentriert und zielgerichtet an ihren Projekten, zeigten viel Initiative und bewiesen eine bemerkenswerte Lernbereitschaft. Auch während des gemeinsamen Frühstücks blieb die Begeisterung für das Programmieren bestehen – viele nutzten die Gelegenheit, ihre Brötchen mit an den Arbeitsplatz zu nehmen und weiter an ihren Projekten zu arbeiten.

Der Vormittag bot ihnen damit nicht nur eine Einführung in die Programmierung, sondern auch die Möglichkeit, ihre kreativen und analytischen Fähigkeiten praktisch anzuwenden. Dabei mussten die Mädchen kaum angewiesen oder motiviert werden. Vielmehr war es schwierig, einige der Schülerinnen dazu zu bringen, die Arbeit an ihren Projekten zu beenden, als die Zeit für die Abschlusspräsentationen gekommen war.

Exkurs Pygmalion-Effekt

Der Pygmalion-Effekt beschreibt das Phänomen, dass Erwartungen – ob bewusst oder unbewusst – das Verhalten und die Leistung von Menschen beeinflussen können. Wenn Mädchen wiederholt hören, dass Mathematik und Programmierung eher „Jungenfächer“ seien, kann dies dazu führen, dass sie ihr eigenes Potenzial unterschätzen und weniger Zutrauen in ihre Fähigkeiten entwickeln. Aktuelle Studien belegen, dass der Pygmalion-Effekt die Beeinflussung von Schülerleistungen durch die Erwartungen von Lehrkräften weiterhin eine bedeutende Rolle im Bildungssystem spielt. Insbesondere Mädchen sind in Mathematik und naturwissenschaftlichen Fächern von geschlechtsstereotypen Erwartungen betroffen, was ihre Selbstwahrnehmung und Leistung negativ beeinflussen kann. Untersuchungen zeigen, dass Lehrkräfte tendenziell höhere Erwartungen an Jungen in Mathematik haben, während Mädchen in sprachlichen Fächern bevorzugt werden. Diese unterschiedlichen Erwartungen können dazu führen, dass Mädchen ihr Potenzial in MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) unterschätzen und weniger Vertrauen in ihre Fähigkeiten entwickeln. Auch Eltern haben unterschiedliche Erwartungen an ihre Kinder, was dazu führen kann, dass Mädchen im MINT-Bereich weniger gefördert werden und dies sich schlussendlich auf die Berufswahl auswirkt (weiterführende Informationen). Der Pgymalion-Effekt steht in Zusammenhang zu einem berühmten Experiment von Rosenthal und Jacobson (1968; summarized by Pintrich and Schunk, 1996). Dieser Effekt betrifft vor allem junge Mädchen und Kinder aus sozialschwachen Familien.

Ermutigende Ergebnisse und ein Ausblick

Aus den Scratch-Programmen entstanden witzige, animierte Geschichten der Mädchen. Wir lassen an dieser Stelle die Ergebnisse für sich sprechen, die auch zeigen, dass die Mädchen schon fortgeschrittenere Programmiermethoden angewendet haben.

Ein Scratch Projekt von den Teilnehmerinnen
Ein weiteres Scratch Projekt von den Teilnehmerinnen
Ein drittes Scratch Projekt von den Teilnehmerinnen

Der Tag hat gezeigt, dass junge Mädchen großes Interesse an Programmierung entwickeln können und Freude am kreativen Umgang mit Technologie haben. Historisch spielte die Informatik eine bedeutende Rolle für Frauen, mit Pionierinnen wie Ada Lovelace, Margaret Hamilton und Grace Hopper, die maßgeblich zur Entwicklung des Fachgebiets beigetragen haben. Girls Code @ CAU Kiel wurde ins Leben gerufen, um Mädchen frühzeitig für Informatik zu begeistern, sie in ihren Fähigkeiten zu bestärken und ihnen inspirierende Vorbilder näherzubringen. Das Organisationsteam des Instituts für Informatik an der CAU verfolgt damit das Ziel, mehr weibliche Talente für die Informatik zu gewinnen und zu fördern.

Wir freuen uns schon sehr auf das nächste Girls Code @ CAU

– Annika Huch (Organisatorin)

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