Frauen in der Informatik

Das Gesprächsforum des Instituts für Informatik geht in die zweite Runde

Ein Bericht über das zweite offene Gesprächsforum am Institut für Informatik der CAU

Auch in diesem Semester fand ein Gesprächsforum am Institut für Informatik statt, das den Dialog vom 20.12.2023 fortsetzte. Hier könnt ihr den Bericht vom ersten Gesprächsforum lesen, der ein Interview mit dem geschäftsführenden Direktor Dirk Nowotka beinhaltet, der auch dieses Jahr das Forum initiiert und organisiert hat. Auch in diesem Semester moderierten zwei Mitarbeiterinnen der Personalentwicklung der CAU souverän und sympathisch die Veranstaltung, an der viele Angehörige des Instituts teilnahmen. Obwohl die Teilnehmerzahl geringer als beim letzten Mal war, waren die Themen umso tiefgreifender. Dieser Artikel wird die besprochenen Themen zusammenfassen und einige der wenigen Kontroversen aufgreifen, die an diesem Tag zur Sprache kamen.

Ablauf und Themen

Nach einer gemütlichen Aufwärmrunde, in der die Teilnehmenden in rotierenden Kleingruppen Fragen wie „was mache ich am IfI?“ oder „was will ich in die Welt bringen?“ gegenseitig beantworteten, wurde auch in diesem Jahr den Teilnehmerinnen die Möglichkeit gegeben, Themen für das Forum vorzuschlagen. Neun Themen entstanden dabei, die in sieben Kleingruppen diskutiert wurden.

Check-In Fragen zum Warm-up

Ich habe in die einzelnen Gesprächskreise reingehört und fasse die wichtigsten Punkte und Ergebnisse hier für euch zusammen.

1. Was ist mit unserer Task Force passiert und wie sprechen wir Diskriminierung in allen Formaten an?

In diesem Gesprächskreis wurden zwei verwandte Themen zusammengelegt und diskutiert. Ein zentrales Problem, das dabei diskutiert wurde, war die mangelnde Transparenz. Viele Mitglieder des Instituts wissen nicht, was mit der Task Force geschehen ist, was in den Direktorien besprochen wird, und viele Studierende sind sich nicht einmal der Existenz dieser Gremien bewusst. Es herrscht Unklarheit darüber, wer für was verantwortlich ist.

In der Diskussion wurden mehrere Lösungsansätze erörtert. Eine Idee war die Erstellung eines Flussdiagramms, das die verschiedenen Ebenen (Institut, Universität, gerichtlich…) darstellt, auf denen man sich Hilfe holen kann, und erläutert, wie diese Hilfe auf den unterschiedlichen Ebenen aussieht. Darüber hinaus wurde diskutiert, wie regelmäßige Umfragen genutzt werden könnten, um die Wahrnehmung von Diskriminierung und die Intensität der Maßnahmen dagegen am Institut zu erfassen. Dabei wurde betont, dass es sinnvoller wäre, die bereits existierenden Umfragen zu erweitern, die regelmäßig an Studierende verschickt werden, anstatt neue Umfragen zu erstellen. Für die Entwicklung solcher Fragebögen könnte man auch mit Studierenden aus den Geistes-und Gesellschaftswissenschaften zusammenarbeiten, die sich mit der Erstellung solcher Fragebögen gut auskennen.

2. Zugang zu Lehrräumen schaffen am Wochenende. Wie?

Das zweite Thema des Gesprächsforums befasste sich mit der Schaffung von Zugang zu Lehrräumen am Wochenende für Studierende der Universität. Hier wurde das Problem deutlich, dass die Zentralbibliothek in der vorlesungsfreien Zeit teilweise geschlossen ist und es für Studierende schwierig ist, in kleinen Studentenzimmern im Wohnheim in Gruppen zu lernen. Es wurde ein Vergleich zur Fachhochschule gezogen, die ihren Studierenden Chipkarten bereitstellt, mit denen sie Zugang zu allen Räumen, auch am Wochenende und in den Ferien, haben. Dieses Thema war vielen Studierenden wichtig, da es den Lernerfolg enorm verbessert, wenn man in einer Gruppe für Klausuren lernen kann. Die Fachschaft beschäftigt sich derzeit intensiv mit diesem Anliegen und es wird diesbezüglich sicher noch Updates geben.

3. Wie motivieren wir zu mehr Beteiligung an den Veranstaltungen des Instituts?

Wer hat die letzten beiden RISC-Dinner am Institut besucht? Oh, ihr wisst gar nicht, was das RISC-Dinner ist? Wer war bei beiden Gesprächsforen dabei? Wer hat sich bei den Uniwahlen beteiligt?

Diese Gruppe hat folgendes Problem herausgestellt: Es gibt viele Angebote zur Beteiligung an der Universität und insbesondere am Institut für Informatik, die von Studierenden oft nicht wahrgenommen werden, weil sie davon nicht gehört haben oder eine Teilnahme als überflüssig empfinden. Viele fragten sich beispielsweise, was mit den Themen vom letzten Gesprächsforum eigentlich passiert ist. Hier wird deutlich – so sahe es die Gruppe: Es braucht mehr Transparenz und eine deutlichere Kommunikation über die Ziele dieser Veranstaltungen, die Motivation dahinter und den Mehrwert, den eine Beteiligung an diesen Veranstaltungen bringt. Die Ziele müssen konkreter formuliert und die Ergebnisse sichtbar gemacht werden. Auch auf diesem Blog bemühen wir uns, solch eine Transparenz zu schaffen und auf die Angebote aufmerksam zu machen, doch das allein reicht nicht. In Einladungsemails sollte bereits konkreter informiert werden, und es sollte in Vorlesungen darauf hingewiesen werden. Zudem wurde herausgestellt, dass mehr Wirtschaftsinformatiker in der Fachschaft benötigt werden, damit sich alle Mitglieder des Instituts angemessen angesprochen fühlen können.

4. Wie schaffen wir eine inhaltliche Abstimmung von Pflichtmodulen?

Die Problemstellung, mit der sich diese Gruppe beschäftigt hat, ist offenkundig. Und es kamen einige konkrete Vorschläge dabei hervor. Regelmäßige Gespräche zwischen Professorinnen und Dozierenden, deren Module voneinander abhängen, würden beispielsweise dabei helfen den Studierenden die Skills mitzugeben, die sie für das Bestehen eines weiterführenden Moduls brauchen. Auch wurde hier die Idee diskuitiert, durch einen „Skilltree“ die für den Besuch einzelner Module notwendige Fähigkeiten darzustellen.

Ergebnisse des Gesprächsforums 05.Juni.2024

5. Internationalisierung und Uniwahlen

Durch den demografischen Wandel sind auch die Universität und die Lehre am Institut gefährdet, wie diese Gruppe herausstellte. Professorenstellen werden verloren gehen, wenn es nicht genug Studierende gibt – was unvermeidlich ist, wenn die Zahl der jungen Menschen in Deutschland weiter abnimmt. Daher ist Zuwanderung auch an der Universität notwendig, um die Studierendenzahl stabil zu halten. Das Informatikstudium an der CAU muss für internationale Studierende attraktiver gemacht werden. Beispielsweise sind nicht alle Webseiten des Instituts in Plone (dem CMS, das für die Webseiten verwendet wird) auf Englisch verfügbar. Dies erschwert es internationalen Studierenden, sich über das Informatikstudium an der CAU zu informieren. Ein Tool zur automatischen Übersetzung der deutschen Seiten ins Englische ist noch nicht vorhanden.

Ein separates Thema, das in dieser Gruppe diskutiert wurde, waren die zu dem Zeitpunkt anstehenden Universitätswahlen und deren Funktionsweise. Dabei wurden die verschiedenen Gremien und die Wahlmöglichkeiten für Studierende vorgestellt.

6. Begabtenförderung: Was ist unser Ansatz?

Die Gruppe war sich einig: Die Förderung von begabten Schülerinnen, also solchen mit hervorragenden schulischen Leistungen im Fach Informatik und verwandten Fächern, sollte bereits in der Schule beginnen. Es sollte diesen begabten Schülerinnen ermöglicht werden, Kontakt zu Professorinnen und Forschenden am Institut aufzunehmen. Diese könnten als Mentorinnen fungieren und den begabten Kindern eine Einführung in den Forschungskorpus des Instituts für Informatik geben. Dabei wurde unter anderem vorgeschlagen, dass dies durch spezielle E-Mail-Listen organisiert werden könnte. Auch in Vorlesungen könnten Ankündigungen gemacht werden, um Studierende mit hervorragenden Noten, die an einer Begabtenförderung interessiert sind, darauf aufmerksam zu machen.

7. Wie schaffen wir Unterstützungsangebote für Studierende, die im Studium hinterherhängen?

Diese Gruppe hat sich mit dem genauen Gegenteil der Begabtenförderung beschäftigt: der Unterstützung von Studierenden, die im Studium Schwierigkeiten haben. Die zentrale Frage war, wie man Transparenz über die vorhandenen Hilfsangebote des Instituts, wie das betreute Arbeiten, schaffen und eventuell weitere Angebote entwickeln kann. Es wurde vorgeschlagen, eine zentrale Sammlung der vorhandenen Hilfsangebote zu erstellen. Zudem sollten anonyme Umfragen durchgeführt werden, um herauszufinden, ob die bestehenden Angebote tatsächlich den Bedürfnissen der Studierenden entsprechen oder ob neue Angebote erforderlich sind.

Ein weiterer Vorschlag aus Gruppe 4 wurde aufgegriffen: Die inhaltliche Abstimmung der Module sollte transparenter dargestellt werden. Dies könnte helfen, Probleme zu erkennen, die daraus entstehen, dass den Studierenden in einzelnen Modulen bestimmte Fähigkeiten fehlen, die in anderen Modulen vermittelt werden.

Abschluss und die Zukunft des Gesprächsforums

Wie auch im letzten Semester wurde nach der Diskussion in Kleingruppen, die an die 90 Minuten dauerte, die Teilnehmenden in großer Runde wieder zusammengebracht und die Ergebnisse mithilfe von Moderationskarten gegenseitig vorgestellt. Auch Feedback durfte wieder gegeben werden.

Feedbacktafel zum Gesprächsforum

Das letzte Gesprächsforum hatte – genau wie das hier besprochene – eine Reihe an kreativen Lösungsvorschlägen hervorgebracht für ernstzunehmende Herausforderungen, denen wir am Institut offensichtlich begegnen wollen. Dementsprechend, ist die Enttäsuching durchaus nachzuvollziehen, wenn die Weiterverfolgung dieser Lösungsvorschläge nicht weiter transparent kommuniziert wurde oder gar nicht erst angegangen wurde. Dies hat leider dazu geführt, dass manche Mitglider des Instituts sich in diesem Semester nicht an dem Forum beteiligt haben. Hier folgt ein persönlicher Kommentar der Autorin.

Auch wenn die Enttäuschung verständlich ist, hat das zweite Gesprächsforum gezeigt, dass Dialog nie obsolet ist. Viele Mitglieder des Instituts wünschen sich mehr Transparenz in vielen Bereichen, und nur durch die Teilnahme und das Ansprechen dieser Themen im Gesprächsforum kann darauf aufmerksam gemacht und Veränderungen angestoßen werden. Für viele Studierende ist das Gesprächsforum eine der wenigen Möglichkeiten, ihre individuelle und besondere Sichtweise auf Herausforderungen am Institut zu äußern und gleichzeitig die Perspektiven der Mitarbeiterinnen und Professorinnen zu hören. Dies schafft gegenseitige Empathie und ist ein erster wichtiger Schritt. Wer sich mehr Aktion wünscht, sollte dies vorleben und aktiv am Gesprächsforum teilnehmen, um sich für die gewünschte Veränderung einzusetzen. Darüber hinaus kann das Gesprächsforum auch genutzt werden, um positive Aspekte am Institut hervorzuheben. Positives Feedback an Dozierende wird oft vergessen, doch wir möchten, dass gute Dinge weitergeführt werden. Bis zum nächsten Gesprächsforum also!

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